
Die Magie der Flügel
Hot Whisky Wings: Der unaufhaltsame Aufstieg der scharf marinierten Hühner-Spezialität
aus dem Städtchen Buffalo, New York, zum Fast Food mit Suchtfaktor.
Chicken Wings sind wie Bubba Gump Shrimps. Du kannst sie frittieren, backen oder grillen, du kannst sie in Sojasauce tränken und mit Sesam bestreuen, du kannst sie mit Chili und Cayenne so scharf machen wie die Hölle, in Coca Cola marinieren oder in Kaffee, mit Honig bestreichen, in Reisessig zersetzen oder mit Hickory räuchern; es gibt sie am Gelenk durchtrennt in drumette, den keulenförmigen Teil, und wingette, den schmaleren Teil mit zwei Knöchelchen, oder entbeint. Und natürlich gibt`s auch die berühmten scharfen Buffalo Wings aus dem Städtchen Buffalo im Staat New York, wo alljährlich das Buffalo Wing Festival stattfindet.
Chicken Wings sind Fast Food, im ungünstigsten Fall Junk: aus dem Tiefkühlsackerl, das man nur auf das Backblech leeren muss, oder in Styropor und Folie, zum Davonlaufen totmariniert.
Ein Snack fliegt nach oben
Seit einiger Zeit aber, lese ich in der New York Times (NYT), sind auch seriöse Chefs im Big Apple verrückt nach Chicken Wings und auf dem besten Weg, fine diners von Manhattan bis Queens zu infizieren, indem sie „einen billigen Bar Snack zu einer kulinarischen Leidenschaft machen“.
Warum plötzlich? Es ist wohl auch die Magie der Flügel, die braungebrannt und knusprig vor einem liegen. Wer einmal hingreift, wird es nicht mehr bleiben lassen können, bis nur noch ein Haufen Knochen und ein paar fettige Tropfen zurückbleiben. So gesehen sind sie für die Gastronomie auch eine billige Droge; sie machen eine einfache schnelle Mahlzeit, wie die New York Times findet, zu einem lustvollen, von Schmatzen untermalten Gelage.
Chicken Wings in der Super Bowl
Exemplarisch für den „Chicken Wing Boom“ (NYT) ist die Geschichte von Deepak Ballaney, dem Gründer der International Wings Factory. Ballaney, Absolvent des Culinary Institute of America und Brigade-Mitglied in New Yorker Drei-Sterne-Restaurants, hatte eigentlich vor, ein Gourmet-Restaurant zu eröffnen, aber die von der Wall Street im Süden Manhattans bis in die feinen Speisehäuser des gesamten Big Apple strahlende Finanzkrise hielt ihn davon ab. Kurz vor der Super Bowl 2013 eröffnete Ballaney seine Factory und verkaufte am Sonntag des Spiels 9000 Chicken Wings. Er hatte danach definitiv nicht mehr vor, um Michelin-Sterne zu kochen. Heute, ein Jahrzehnt nach seinem Super Bowl Coup, ist Deepak in New York der „Wings Guy“.
Nur der rauchigste Whisky ist gut genug für die Hot Wings.
Ledaig und Ardbeg, jeweils 10 years old, sind schwere Empfehlungen.
Meine Chicken Wings sind Verwandte der Buffalo Wings, mit dem besten und rauchigsten Whisky mariniert, den die Hausbar hergibt, und dem orthodoxen Dip dazu: aus blue cheese, wobei manche behaupten, dass der Zitronensaft in diesem Dip fast noch wichtiger ist als der Käse. Zugreifen!
REZEPT
Hot Whisky Wings mit Blue Cheese Dip
ZUTATEN FÜR 12 BIS 16 HÜHNERFLÜGEL
- 12 bis 16 Bio-Hühnerflügel
- 4 cl guter, rauchiger Single Malt Whisky
(meine Favoriten sind Ledaig und Ardbeg, beide in der Kategorie 10 years old) - 3 EL Hot Chili Sauce
- 1 EL Chipotle,
- 3 EL Olivenöl
- 1 EL Honig
- ½ TL Cayennepfeffer
- ½ TL scharfes Paprikapulver
- Saft von ½ Zitrone
- schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- 1 TL Stärke
Für den Blue Cheese Dip:
- 100 g cremiger Gorgonzola
- 100 g Sauerrahm
- 3 EL Mayonnaise
- Saft von 1 Zitrone
- 1 fein gehackte Jungzwiebel mit Grün
- Salz und Pfeffer
ZUBEREITUNG
- Die Flügel am Gelenk durchtrennen und in eine Glas- oder Porzellanschüssel legen.
- Alle Zutaten für die Marinade gründlich verrühren.
- Marinade über die Flügel gießen und mit den Händen gründlich vermengen; etwa 1 Stunde kaltstellen.
- Dann die Flügel auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen (da wird noch etwas Platz bleiben, den fülle ich mit in Stangen geschnittenen ungeschälten Erdäpfeln). Erdäpfel und Hühnerflügel salzen und ins auf 180 Grad vorgeheizte Backrohr schieben.
- Ca. 30 Minuten backen, dann auf Sicht weiter backen, bis die Erdäpfel und die Flügel schön braun und knusprig sind (dazu eventuell auf Oberhitze schalten).
- Während des Backens den Dip zubereiten: einfach alle Zutaten mit einem kleinen Schneebesen glattrühren und bis zum Servieren kalt stellen.